Bandscheibe

Ich bin Opfer der Umstände geworden und eine meiner Bandscheiben wölbt sich nun heraus aus ihrem Habitat zwischen den Wirbeln und drückt auf meinen Ischiasnerv.

Die Umstände, das sind wohl vor allem das Alter (da werden die Bandscheibenhüllen brüchiger), meine Körpergröße (jedes Bücken passiert mit langen Hebeln), vermutlich auch die zwei Umzüge (meiner und der meiner Mutter) und ganz bestimmt auch die letzten zwei Jahre, bei denen ich an der Situation mit der Demenz und der Verantwortung und der Sorge schwer zu tragen hatte.

Jedenfalls sind die psychischen Auswirkungen echt heftig. Grundsätzlich versuche ich immer alles gelassen zu nehmen. Bandscheibenvorfälle (der Kern tritt aus der Hülle) und -vorwölbungen (Hülle und Kern bewegen sich raus aus der Lücke zwischen den Wirbeln) sind total häufig und man muss das alles nicht so dramatisch sehen. Ich hatte auch mit 18 eine vernichtende Kniediagnose von wegen Knorpel weg, und mit Ende 20 hab ich angefangen zu joggen und es ging total gut. Der Körper kann ganz viel.

Ich bin auch immer noch zuversichtlich, dass das wieder wird. Es geht so gaaaaanz langsam bergauf, aber ayayay, seit ungefähr 2½ Monaten kann ich nicht mehr gut sitzen… Heißt: keine Brettspiele, kein Miniaturen anmalen, keine Arbeit oder Freizeit am PC, kein Essengehen. Natürlich auch kein Joggen, kein Frisbee, kein Sex. Das ging mir ganz schön ans Eingemachte, da blieben nur Videospiele und Spaziergänge, und wie alles was alternativlos ist, hing mir das bald zum Hals raus.

Mittlerweile geht es sogar wieder, mit ner Ibuprofen drin kann ich an den meisten Tagen sogar wieder sitzen, aber das heilt so unverschämt langsam, mein Respekt vor Menschen die mit chronischen Schmerzen leben oder mit gar nicht heilenden Krankheiten wächst ins Unermessliche.

Lektionen in Demut… Demut vor der Endlichkeit (von Jugend und Fitness und Gesundheit), Demut vor Grenzen (dessen was ich tun kann) und Demut vor all dem, was einem so selbstverständlich daherkommt: Ein Spiel spielen. Sitzen. Aufstehen. Etwas vom Boden aufheben.

Ich mache jetzt jeden Tag meine Übungen, die tun auch gut. Ich hoffe ich bin bald wieder fit, aber tatsächlich hab ich gar keine Zeit mehr im Kopf, was ich eigentlich hoffe… 4 Wochen? März? Und… was genau ist eigentlich fit? Sitzen können? Oder sitzen können ohne Schmerzen? Sich bewegen wie vorher? Oder reichen mir 80%?

2 Gedanken zu „Bandscheibe“

  1. erlebe ich gerade aus der außenperspektive.
    deine lehre daraus stimmt schon sehr mit meinen betrachtungen überein: demut und tägliche übungen sind neben einer guten schmerzkontrolle das wichtigste. und das gilt auch für den fitten zustand.
    für leute wie mich, die das sehr nah miterleben aber dennoch als „gesund“ rumlaufen, ist es natürlich schwierig ohne den rasenden schmerz die wichtigkeit der lehre zu fühlen; ja selbst bei den betroffenen ist das vergessen schnell wieder da.
    was auch öfter aufkam: alternative schmerzmittel – da geht von THC bis selbsthypnose ziemlich viel.

    gute besserung!

  2. Oh! Ich hab ganz vergessen dir zu antworten, bitte entschuldige! Alternative Schmerzmittel werde ich vielleicht mal dran bleiben, das ist gar nicht schlecht als Idee… Gerade bin ich froh, dass der Doc mir Mirtamizol verschrieben hat, das wirkt gut und macht keine Nebenwirkungen!

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