Leid

Irgendwie ist es ja fast schön, wie universell Leid ist. So universell, dass es uns mehr verbindet als trennt. Die kaputten Knie, die Bandscheibe, der Krebs, die demente Mutter, Warzen, Unfälle, sexuelle Gewalt, Trauma, alles das gibt es um mich rum, Menschen tragen diese Probleme, manche davon trage ich selbst.

Für mich, worum auch immer es gerade ging, war der Schlüssel immer, es zu nehmen und damit weiterzugehen. Die Christen bemühen dabei oft Metaphern von Prüfung und Gotteswillen, aber das braucht es für mich nicht. Die Realität bedarf keiner Erläuterung, sie ist einfach. Und es ist an uns, was wir draus machen. The human condition dreht sich um das Leid, kaum eine Erzählung kommt ohne aus, und ich wüsste wirklich gern mehr über den Existenzialismus.

Immer wieder merke ich, sowohl privat wie bei der Arbeit: mich beeindruckt, dass da Leute hinter dem Leid sind, die (selbstverständlich!) fühlen und denken und noch ganz viel mehr sind als nur Träger des Leids. Musikalisch, humorvoll, weise, sanft, mit Interessen und Wünschen und Absichten, und das Menschsein findet neben dem Leid statt, aber natürlich auch anlässlich des Leids und um das Leid herum.

Wie eine große dicke Buche in der Mitte des Platzes, oft nicht bemerkt und doch gestaltet sie den Platz, beschattet und formt.

Ein Gedanke zu „Leid“

  1. Schön, dass Du zum Schluss noch den Existenzialismus erwähnt hast, sonst hätte ich Dir auch ganz dringend zu Beschäftigung mit dem geraten. Es tut mir leid, dass ich hier schon wieder linkspamme, aber mir ist erst vor kurzem wieder aufgefallen, wie sehr der mich geprägt hat und was für eine wirklich grossartige, menschliche Sicht auf unsere Leben und unser Zusammenleben der eigentlich zur Folge hat. Auch und gerade, wegen seines Umganges mit Leid.

    Kleine Einschränkung, die ich im Angesicht Deines Artikels noch machen möchte (und von der ich mir sicher bin, dass Du Dir deren bewusst bist, aber trotzdem neugierig bin, wie Du das wohl siehst): Das Leid ist ja nicht nur irgendeiner der vielen Mängel unsere Daseins, es ist vermutlich der am schwersten zu tragende, des es gibt ja auch die Momente in denen das Leid zuviel ist. Oder anders: Gäbe es nicht diese fürchterlichen Formen von Leid, sähe unser Umgang mit dem erträglichen Leid und unserem Menschsein vermutlich auch um vieles anders, besser aus.

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