Kein Fußbreit den Faschisten

Diese Woche hat die AfD in Bielefeld nochmal deutlich aggressiver plakatiert, an mehr Orten mit deutlich härteren Parolen. Neue Deutsche machen wir selbst, Trachten als Ausdruck von bunter Vielfalt, jede Menge scheinbare Aussagen, die beim näheren Hinsehen sofort zerfallen: da werden Antworten generiert, die mit den Fragen nichts zu tun haben, es ist Bauernfängerei, es ist strategisch und fies, und ich schäme mich, dass diese Plakate hängen und alle Leute in Deutschland, die in sich und ihren Familien Geschichten von Migration und Fremdheit beherbergen, diese Scheiße sehen müssen.

Zum ersten Mal ever hab ich gedacht, vielleicht sollte ich Steine werfen auf diese Glaskästen, einfach weil es richtig ist.

Artikel 20, Grundgesetz

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Noch vor kurzem habe ich mich dafür ausgesprochen, die AfD-Themen ernst zu nehmen: es kann nicht sein, dass keine Partei in Deutschland außer der AfD Antworten bietet für Leute, die halt finden, hier sind zu viele Fremde und die EU mischt sich zu viel ein.

Das sind jetzt keine tollen Ansichten, aber es muss möglich sein, dass jemand so denkt und die Gesellschaft mitbestimmen will. Und wenn diese Leute immer nur großkoalitionäre Antworten über Alternativlosigkeit bekommen, über fucking Realpolitik, wenn ausgerechnet die CDU die Wehrpflicht abschafft, die Homo-Ehe legalisiert, den Atomausstieg beschließt und als einziges europäisches Land deutlich signalisiert, Flüchtlinge offen zu begrüßen (und nur weniger sichtbar eigentlich doch die Zuwanderung behindert), dann muss man sich halt nicht wundern über das Ergebnis, das am Sonntag passieren wird.

Nach wie vor denke ich deshalb: können wir bitte anfangen, die Wähler der AfD ernstzunehmen? Ich selber hätte auch lieber eine offene, bunte Gesellschaft, geprägt von Humanismus und Offenheit und Vielfalt, aber herrje, als Demokrat kann ich damit leben, dass das nicht alle so sehen und dann muss ich wohl oder übel damit leben, dass es anders läuft.

Ich will keine Zustände wie in den USA, wo die Linken und die Rechten sich gegenseitig so auseinandernehmen, wo jede Position des Gegners auf jeden Fall falsch und verachtenswert ist.

Wenn ich in meiner WG gerne für 1000 Euro die Küche renovieren will, und meine Mitbewohnerinnen finden das zu teuer, dann müssen wir reden.

Und wenn 12% in Deutschland finden, der Umgang mit den Flüchtlingen ist zu nett, dann ist es nicht damit getan, die scheiße zu finden und sie zu tadeln – die dürfen leider mitbestimmen, die wohnen auch hier.

Aber (großes, großes Aber) jetzt, so kurz vor der Wahl, geht meine Aufmerksamkeit weg von den Wählern, deren Wünsche und Nöte ich zwar meist ekelhaft finde, aber eben doch auch relevant, und hin zu den Playern in der AfD, die ich mehr und mehr für Staatsfeinde halte, die dieses Land und seine Kultur gefährden, die die Demokratie und die Menschenrechte mit Füßen treten, und die eine ganz andere Antwort brauchen.

Karl Popper hat gesagt:

Wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

Nazis brauchen keine offenen Ohren, die müssen deutlich spüren: so läuft das nicht. Ihr seid hier nicht erwünscht, ihr macht alles kaputt.

Eure Hetze werden wir verhindern, eure Lügen aufdecken, eure Plakate abreißen, eure Reden stören, und wenn es hart auf hart kommt, werden wir tätig werden, um euch zu stoppen und zu bestrafen.

Kein Fußbreit den Faschisten!

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