Zum Inhalt springen
Kategorien:

Rollenspiel

Beitrags Datum:
Autor:
Schlagwörter:
Anzahl Kommentare: 3 Kommentare

Dieses Rollenspiel-Thema lässt mich nicht los… und mir wird durch die Erfahrung in verschiedenen Gruppen und durch weitere Auseinandersetzung klar, dass es etwas ganz bestimmtes ist, was ich supercool finde, und dass es auch Sachen gibt, die mich gar nicht interessieren.

Mich reizen immer mehr Systeme, die absolut keine Hürden aufbauen, dass man erst etwas lesen, verstehen oder lernen muss, um zu spielen. In meiner Jugend habe ich das geliebt, mich in Systeme zu vertiefen, sie zu durchdringen und kennenzulernen. Heute, vermutlich schlicht mit weniger Zeit, ist mir das alles wurscht. Geh aus dem Weg, ich möchte zu meinem Spaß kommen.

Außerdem sehe ich deutlicher, dass es viele Sachen gibt, die einem am Rollenspiel Freude machen können. Das ist einfach Vorliebe. Ich hab gerade nicht so viel Spaß an möglichst realistischen Regeln, vielem Gewürfel, viel Buchhaltung, und auch nicht so viel an den Aspekten „Mächtiger werden“ und „coole Sachen können. Mich interessieren momentan allem voran Geschichten. Ich möchte gemeinsam mit netten Leuten eine coole Geschichte erleben/ kreieren.

Dabei wiederum komme ich ziemlich weg von der klassischen Rollenverteilung, dass eine Spielleitung die Geschichte vorbereitet, und die Spieler dann innerhalb der Geschichte agieren, sie beeinflussen können. Kommt jetzt vielleicht überraschend, aber ich möchte eine Sex-Metapher benutzen: Stellt euch mal vor ihr habt Sex mit jemandem, und die Person hat sich schon alles einigermaßen überlegt, aber ihr könnt natürlich auch noch mitentscheiden und durch eure Handlungen den Verlauf beeinflussen. Kann schön sein, man gibt viel ab, aber mich interessiert die Ko-Kreation: Gemeinsam gucken, wo es hingeht!

FATE hatte dafür schon einiges am Start, was mir vielversprechend schien… Alle dürfen würfeln, um Aspekte der Geschichte zu erfinden oder zu verändern, die Spieler und die Spielleitung sind viel gleichberechtiger… Finde ich auch nach wie vor super, aber hab das Gefühl, der Einstieg ist für Rollenspieler schwierig, weil sie plötzlich ein bisschen was anderes tun sollen, und für Nicht-Rollenspieler auch, weil zum Mitgestalten eigentlich Erfahrung fehlt, wie das geht.

Und was ist die Lösung? Vielleicht GM-lose Systeme! Natürlich gibt es auch andere Leute, die keinen Spaß mehr hatten an der Meisterei (sei es wegen des Aufwands, oder auch weil eine andere Art von gemeinsamem Erleben gesucht wurde). Eins war zufällig in dem Itch.io Bundle for Racial Justice, nämlich ECH0. Eine Person spielt einen Mech-Piloten, dessen Bewusstsein noch in seiner Memory-Kapsel liegt, obwohl der Krieg lange vorbei ist. Ein paar Kinder (die anderen Mitspielenden) finden die Kapsel, und sprechen mit dem Piloten. Durch Fragen, die das Spiel vorgibt, kreieren alle gemeinsam eine Welt, die der Krieg hinterlassen hat, eine Geschichte dieses Piloten und einen Mech, der dem Piloten gehörte. Kurze Sache, und ich will es gern unbedingt bald mal ausprobieren!

Die weitere Suche mit dem Begriff „gm-less“ förderte Icarus zutage, das ich sofort bestellt und auch schon gespielt habe. Wieder liefert das Spiel Fragen, an denen entlang man eine Welt entwirft, in diesem Fall eine Zivilisation, die auf der Höhe ihrer Entwicklung angekommen ist, und nun – aus Gründen, die man gemeinsam findet – langsam untergeht. Absolut großartig, die lieben Leute vom Youtube-Kanal Dicebreaker haben ein tolles Video darüber gemacht.

Zu guter letzt habe ich jetzt noch Quest gefunden, ein Rollenspiel – eigentlich sogar doch wieder eher klassisch – das sich tatsächlich vorgenommen hat, größer zu werden als Dungeons & Dragons, was als Vorhaben so dermaßen absurd und tollkühn ist, dass man laut „Ho!“ rufen will. Aber mich zumindest kriegen sie. Sie sagen nämlich: D&D-Spieler können wir nicht für uns gewinnen. D&D ist riesig, es wird als kulturelles Versatzstück immer mal wieder genutzt, in Big Bang Theory, in Stranger Things. Aber die Zielgruppe von Quest, sind alle die Millionen von Leuten, die noch nicht D&D spielen, die aber Spaß an einem Spiel haben könnten, bei dem man gemeinsam coole Geschichten erlebt/ erzählt.

Und dafür hat Quest einige sehr coole Ideen. Die Bücher sind noch warm von der Druckerpresse, und es gibt schon ein Dokument, das Menschen durch eine Creative Commons-Lizenz ganz klar erlaubt, eigene Module herzustellen. Abenteuer, Charaktere, Fähigkeiten, Gegenstände. Quest führt diese Elemente des Spiels ein, und jeder darf und soll dazu erfinden. Schonmal top, und etwas das Ben und ich schon vor Jahren cool gefunden hätten, aber weder gab es das noch wären wir in der Lage gewesen, es in die Welt zu denken.
Außerdem ist Quest von den Regeln her denkbar einfach – so einfach, dass manche Leute es sehen und denken, es ist für Kinder. Und es ist zwar AUCH für Kinder ein super System, weil es so simpel ist, aber eben AUCH. Und auch für alle anderen Menschen sind keine Hürden da. Man würfelt einen W20 und dann zählt man nix dazu – die Charaktere unterscheiden sich nicht in irgendwelchen Werten, sondern nur in Fähigkeiten, die man entweder hat oder nicht. Diese Fähigkeiten sind sehr vielfältig, und man kann aus einer großen (aber nicht zu großen) Zahl wählen, und die Fähigkeiten dann weiter entwickeln. Erst Spurenlesen, dann aus der Deckung immer treffen, dann Tieren folgen ohne bemerkt zu werden. Wieso war das nicht immer schon so simpel??

Quest hat weniger einen Schwerpunkt auf das Ko-Erzählen, hier gibt es schon einen „Guide“ (also GM, also Spielleitung), aber sie machen genug anderes absolut goldrichtig, sodass ich dennoch neugierig bin. Leider im Moment nicht physisch nach Europa lieferbar, aber das PDF gibt es schon.

Ich halte euch auf dem Laufenden! :)

Kommentare

  • Nur kurz, weil von unterwegs: Paizoshat auch eine ziemlich weitreichende offene Lizenz, die im Grunde auch eine sehr freie Erstellung und Veröffentlichung von Inhalten für Pathfinder und Starfinder erlaubt. Und D&D hat bereits nachgezogen, ganz abegsehen davob, dass 5e inzwischen quasie ein offener Standart ist. DriveThru haben, wenn ich mich nicht irre eine eigene Platform für 5e Inhalte. Da fehlt latürnich der ganze andere Kram, den Du Dir wünscht, aber das ist immerhin ein bemerkenswerter Fortschritt. Davon abgesehen, hat Pathfinder ja bereits bewiesen, dass D&D nicht unangreifbar ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert