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Tiny Houses

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Anzahl Kommentare: 4 Kommentare

Ich weiß nicht, ob ich es könnte… Aber das ist schon toll mit den Tiny Houses!

Ich habe das vor Jahren mal in einer langen Doku von Kirsten Dirksen gesehen und mochte das meiste darin sehr. Die Idee ist nach meinem Verständnis aus zwei Ecken entstanden: einerseits aus Städten, in denen der Wohnraum knapp ist und Leute sich bezahlbare Nischen gesucht haben, andererseits aus den USA, wo der Standard ist, riesig groß zu bauen und es für Bescheidenheit und Kleinheit gar keine Baugenehmigung gibt.

In Deutschland gibt es die Tinyhouse University, ein Thinktank angeführt von Van Bo Le-Mentzel, einem Architekten vom Bauhaus Campus, der einen auf Facebook schön teilhaben lässt an den Ideen rund um den Bau und die Gestaltung von Tiny Houses.

Gerade las ich über das erste Tiny House in Italien – ich stolperte drüber und dachte ich schaue mal, wieviel ich so verstehe, ich hab gerade wieder angefangen ein bisschen Italienisch zu lernen – und war sofort erfreut darüber, dass das Design super ist! Eben nicht alles in unbehandeltem Holz (wie ich das sonst oft sehe und auch nachvollziehbar finde, denn die Bezahlbarkeit ist Teil des Traums), sondern schicke Flächen, mehrere Farben… Super!

In einem Artikel über das Haus von Fabio di Chiara stand dann der schöne Absatz über die Entstehung dieser Gruppe von Leuten, die es reizt, so zu wohnen:

una classe cross-generazionale di persone che hanno assorbito il concetto di liquidità all’interno del proprio stile di vita, attribuendo il principio di transitorietà e mobilità non solo al lavoro e alle relazioni, ma anche al paese di residenza e all’idea di casa

Ein generationsübergreifender Typ Mensch, der das Konzept des Fließens in den eigenen Lebensstil aufgenommen hat, der diese Idee von Umbruch und Mobilität nicht nur auf die Arbeit und Beziehungen anwendet, sondern auch auf ihren Wohnort und das Konzept ihres Hauses.

Da dachte ich: stimmt, deshalb finde ich die Tiny Houses so interessant, die sind einfach so schön postmodern und fluid und reflektieren fürs Wohnen das, was ich genau auch hinsichtlich der Arbeit und meiner Liebesbeziehungen mache: hinterfragen, ob der Status Quo wirklich sein muss, maßgeschneiderte Lösungen, eher Zugang als Besitz… So mag ich das!

Ich finde das so geil, in einer Zeit zu leben, in der dieses Hinterfragen möglich ist, in der wir uns alles ausdenken dürfen! Geschlecht, Arbeit, nationale Zugehörigkeit, Wohnen, Lieben, Kleiden, alles kann man so gestalten, wie es passt. Gut, man muss auch mit dem reaktionären Teil der Bevölkerung leben, den all das verunsichert, aber fast bin ich geneigt mit großem Wegwischen zu sagen: wo gehobelt wird, fallen Späne, und wo Gesellschaft umgekrempelt wird, kriechen stinkende Gestrige aus ihren Löchern.

Fast ist es ein Zeichen von Fortschritt, wenn die Konservatisten unruhig werden.

Kommentare

  • Hmm … wie soll ich sagen … zwei Herzen schlagen da ach in meiner Brust. Einerseits: Ja, Minimalismus. Ja, Anti-Antimaterialismus. Ja, Fokus. Ja, Umweltschutz, Nachhaltigkeit.

    Andererseits: Machen wir uns nichts vor: Wer einen SUV fährt, wird nicht in ein TinyHome einziehen. Wir reden also sowieso nur über eine Lösung für Bildungsbürger, uuund … für Arme, Abgehängte, Alte, Auszubildende, Arbeitslose. Und genau hier sehe ich das Risiko, dass die Arge (und der Gesetzgeber) eines Tages sagt „Wieso mehr? TinyHome reicht doch! Wer HartzIV bekommt, hat nicht Anspruch auf mehr als 12 Quadratmeter-Wohnraum.“ Oder anders: Eine willkommene Option, die Sozialsysteme wieder auf Kosten vieler und zum Vorteil weniger runterzufahren.

    • Ja, stimmt… Ich betrachte ja berufsbedingt erstmal alles aus Individualperspektive, also als Ausdruck, als Beschäftigung. Soziopolitisch kann ich dir da aber auch folgen.
      Wobei ich da oft denke: man kann auch nicht alles immer nur von den Risiken her denken. Wie viele Alte und Arme würden vielleicht sogar profitieren, wenn TinyHouses existieren würden?

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