Star Trek: Discovery

Zu 100% ohne Story-Spoiler! Ein Zitat ist drin und die gegnerische Fraktion wird benannt.

Über die letzten Jahre habe ich mich tendenziell von Star Wars weg und zu Star Trek hin entwickelt. Fast finde ich Star Wars sogar ein bisschen platt, immer peng peng und noch eine bösere Visage, noch irgendwo ein Lichtschwert mehr, ich weiß nicht. Mal sehen was Disney jetzt draus macht, es gibt Hoffnung.

Star Trek dagegen… ich habe in meiner Jugend sehr gern Next Generation geschaut (Picard) und später dann auch Voyager (Janeway), letzteres habe ich in den letzten Jahren sogar noch einmal wiederholt, ich bin gerade am Ende von Staffel 6.

Mir gefiel immer besser, dass es im Universum von Gene Roddenberry so spürbar durchdacht utopisch zugeht. Es wird selten Thema, aber man merkt doch einen Hintergrund davon, dass durch Replikatoren Nahrung nicht mehr knapp ist, dass es einen Grund für das vollständige Fehlen von Geld gibt. Es ist eine Vision einer Gesellschaft, wie man sie sich wünscht, in einem Kontakt mit der Außenwelt, die sogar mit idealen Bedingungen auf der Erde, einer idealen Idee von Gemeinschaft, nämlich der Föderation, immer noch Schwierigkeiten und Konflikte bereit hält: die Borg, Romulaner, Klingonen.

Dadurch bleibt dem Werk Raum, um sich mit dem zu beschäftigen, was zwischenmenschlich geschieht sowie an der Reibungsfläche von Utopie zum Rest der Welt.

An den Vorspann angelehntes Bild von opsman0x2bc

Jetzt also Discovery… Ich bin geneigt, den Anachronismus zu verzeihen, dass hier eine Geschichte noch vor Kirk und Spock erzählt wird und alles viel futuristischer aussieht als alle bisherigen Serien – kein Mensch will was sehen, das aussieht wie billiges Plastik aus den 60ern. Insofern genieße ich einfach, wie großartig das alles dargestellt ist. Und zum ersten Mal sehe ich Szenen im All, in denen zwei Schiffe nicht das gleiche Unten haben – sofort einleuchtend, sofort ganz großartig! Ich hab leider kein Bild gefunden, aber das sieht echt stark aus, wie da zwei Schiffe schräg zueinander im Bild sind. Völlig verschenkte Bildsprache, dass man das vorher nie gemacht hat.

Die Story ist erstaunlich Star Trek-untypisch. Das liegt teilweise daran, dass die Serie eine zusammenhängende Geschichte erzählt und nicht episodisch ist (anders als die anderen Serien) und nicht auf bekanntes aufbaut (anders als die Filme). Trotzdem findet diese Story statt in einer Welt, die mir bekannt ist: Teleporter, Replikatoren, Phaser, Warp, eine knöcherne Föderation, the prime directive… Und ich mag diese Welt einfach!

Da ähneln sich dann die Entwicklungen von Star Wars und Star Trek übrigens wieder: beide erzählen gerade einfach neue Geschichten im bekannten Universum, und das klappt super! Patrick Rothfuss, Autor von „The name of the Wind“, hat mal gesagt, dass er Fantasy so liebt, weil man alle Geschichten erzählen kann, Krimis, Romanzen, Thriller, Kriegsgeschichten, aber eben mit Drachen.

Genauso ist es bei Star Trek: neue Geschichte, aber mit Klingonen und Phasern.

Aber jetzt zum eigentlichen Anlass, aus dem ich gern über Discovery schreiben wollte: In einer Szene, die mir über die Maßen gut gefallen hat, wurde jemand an die Bedeutung der Mission erinnert, und in welcher Reihe sein Name irgendwann wird stehen können:

Alongside the Wright Brothers, Elon Musk and Zefram Cochrane.

Die Gebrüder Wright haben als erstes Menschen zum Fliegen gebracht, Zefram Cochrane ist eine fiktive Figur und der Erfinder des Warp-Antriebs (Überlichtgeschwindigkeit und damit die Basis für alles, was in Star Trek passiert), und mittendrin ein Zeitgenosse: Elon Musk, Erfinder von Youtube, PayPal, Tesla Automobilen und Dächern, und anlassgebend SpaceX, einer Firma die private Raumflüge ermöglichen will und die Besiedlung des Mars anstrebt.

Wie großartig! Also, das ist erstmal eine nette Geste an Elon Musk, eine Anerkennung von SciFi-Freaks, aber es verortet so deutlich das gesamte Star Trek-Universum in unserer jetzigen Welt. Wir stehen jetzt an Scheidewegen, an deren Ende eine Gesellschaft stehen könnte, in der Armut und Not gelöste Probleme sind. Jawoll!

Auf eine ähnliche Art, aber andersrum, hat es mich gefreut, wie sehr diese neuste Serie geprägt ist von den zivilisatorischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, vor allem vom 3rd wave Feminismus. Die Hauptfigur ist eine Frau namens Michael (in der Tradition des Co-Creators Bryan Fuller, weibliche Hauptfiguren mit klassisch männlichen Namen zu versehen, richtig gut gespielt von Sonequa Martin-Green), dazu noch eine schwarze Frau. Die U.S.S. Shengzhou, auf der die Geschichte beginnt, hat ebenfalls eine Frau als Kapitänin, eine asiatische… Da ist schon viel globales Denken drin, dass es zu Kirks Zeiten noch nicht gab (aber respect where it’s due: der berühmte Kuss!).

Die Klingonen sind angenehm facettenreich dargestellt, und all das ist weit weg vom Space-Western der Originalserie. Wir haben also, so als Menschheit, schon Fortschritte gemacht seit den 60er Jahren. Gut!

Ich freue mich jetzt immer auf die Montagabende (da kommen die neuen Folgen) und kann auch Nicht-Trekkies sehr empfehlen, mal rein zu schauen. Wirklich interessante Figuren, eine ungewöhnliche Story… ich bin kurz davor, meinen ersten Star Trek-Roman zu kaufen.

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