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Bullet Journal

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Anzahl Kommentare: 9 Kommentare

Ein kleiner Tweet in meiner Timeline enthielt den Begriff „Bullet Journal“, mit einem Witz drumrum, dass der besagte Mensch einmal angefangen hatte, das zu recherchieren, und dann Tage später im Wald aufgewacht ist.

Weil mich immer schon Sachen interessiert haben, in die man eintauchen und wo man was lernen kann, hab ich also auch mal recherchiert und bin entzückt!

Bullet Journals sind eine Mischung aus Kalender, Notizbuch und To Do-Liste mit einer – wie ich finde – geistreichen Struktur, damit diese drei Elemente gut zusammenspielen. Kern dabei ist das Daily Log, bei dem man alles aufschreibt, was so kommt: neue Aufgaben, Termine in der nächsten Zeit, Ideen… Der Übersicht halber kriegen alle Einträge ein Symbol:

• Aufgaben
○ Termine
— Notizen

Interessant wird es, weil man üblicherweise auch noch andere Seiten im Buch hat: eine Monatsübersicht für den aktuellen Monat, ein „Future Log“ für alles, was jenseits vom aktuellen Monat liegt, und Kollektionen zu bestimmen Themen. Ganz an den Anfang packt man einen Index, indem man notiert, auf welcher Seite was gelandet ist.

Die Einträge von jedem Tag werden dann zB jeden Abend passend umgeschrieben: in den aktuellen Monat, oder eben ins Future Log, oder eben in die passende Kollektion, und das wird auch neben der Sache, die man verschiebt, vermerkt, zum Beispiel mit einem > um zu zeigen, dass der Termin weiter gewandert ist.

Mich reizt daran dreierlei:

Es ist so wunderbar maßgeschneidert. Meine Monatsübersicht sieht so aus, wie ich will, vielleicht ganz spartanisch oder aber wie ein full-fleshed Kalender. Das Daily Log ist jeden Tag nur so groß, wie es sein muss, hat aber auch immer so viel Platz, wie es braucht. Wenn viele Ideen oder Aufgaben reinkommen, kommen die da eben hin. Das hat ein bisschen weniger Klarheit als ein Kalender, bei dem man immer weiß, wo der Januar ist, aber ist dadurch auch näher dran an mir, ist mehr was eigenes.

Ich liebe diesen Achtsamkeitsaspekt, dass man sich regelmäßig nochmal mit seinen Terminen beschäftigt. Kennt ihr das, dass ihr die neue Woche umblättert und schockiert seid, was ihr zu tun habt? Ich glaube das passiert, weil man die Termine gar nicht mehr „owned“, sondern aufschreibt und vergisst. Stattdessen nehme ich mir jetzt abends immer kurz Zeit, die angefallenen Sachen der letzten Tage zu sichten und zu entscheiden, ob sie zu morgen gehören oder woanders hin. So merkt man zB auch schnell, wenn man irgendwas immer wieder schiebt und kann mal gucken, was da los ist.

Letztlich gefallen mir auch ganz viele Ideen total gut, wie man Sachen aufschreibt. Die Alastair-Methode finde ich beispielsweise ganz großartig für weit entfernte Termine, so simpel und so übersichtlich. Überhaupt, die Idee, dass Aufgaben „migriert“ werden, dass es eigene Module für wichtige Punkte gibt, das ist ja alles der Programmierung entlehnt, und das finde ich sehr cool, sich da Inspiration zu holen.

Rund um „BuJos“, wie sie liebevoll genannt werden, passiert auch ne ganze Menge, was mich gar nicht besonders interessiert. Aufwändige Gestaltung finde ich eher nervig, das Ding soll mir ja Aufwand ersparen und nicht machen (wobei ich zugeben muss, dass die größere „Meins-igkeit“ auch dazu führt, dass ich mich gern und liebevoll mit meinem BuJo beschäftige). Die Nutzung von „Trackern“, um zu notieren wie viel man trinkt, wie oft man Sport macht oder meditiert… Ist interessant, aber auch erstmal abschreckend. Ich glaube die Selbstoptimierung daran finde ich eher schlimm, aber um sich zu motivieren ist es sicher nicht schlecht. Probiere ich im Januar mal aus.

Ich hab auf jeden Fall nach einem Test Journal jetzt angefangen, mein 2020er BuJo vorzubereiten (ich wollte ein umfassenderes Future Log als die ganz simple Variante, das war jetzt einmal ein bisschen Arbeit) und ab Januar migriere ich alle Aufgaben ins neue Buch!

Ich mag, dass meine Termine wieder mehr zu „meins“ werden, und dass ich alle meine verschiedenen Sachen erstmal an einer Stelle sammeln kann. Gerade hab ich diverse Zettel für verschiedene Aufgaben, und alles an einem Ort zu haben fühlt sich sehr entspannt an. Außerdem mag ich, dass es fortlaufend geführt wird und sich verändern kann. Wenn ich im April eine ganz andere Monatsübersicht brauche, dann habe ich die eben!

Wer neugierig ist, es gibt auf der offiziellen Seite eine gute kurze Einführung auf Englisch in die ursprüngliche Idee ohne Schnickschnack. Wenn man dann erstmal neugierig geworden ist, kann man sich mal in Varianten vom Future Log und der Monatsübersicht vertiefen.

Kommentare

  • Ach. Wir versuchen im kommenden Jahr ja mal „Ein guter Plan“ in der Familienedition.

    Was mich an Deinem Artikel ein bisken geschockt hat, war ein Wort im letzten Absatz: „offiziellen“. Was sich bis dahin wie eine Kulturtechnik las, entpuppt sich als US-Unternehmen, das wahlweise den ganzen Boom angestossen, oder für sich vereinahmt hat. Ich weiss nicht, was mich mehr gruselt.

    • Naja, ein Mensch ist halt drauf gekommen und macht was damit (vor allem haut er den allermeisten Content einfach im Blog raus). Finde ich null schlimm. Seit ich selber den Webshop habe mit lauter Sachen, die ich alle phantastisch finde und die es meistens vorher nicht gab (und ich damit auch Geld verdiene), ist mir ein bisschen klarer geworden, dass Coolizität und Markt sich nicht ausschließen müssen. Und da nix daran proprietär ist, who cares?

      Was schockiert dich daran?

      Das „Ein guter Plan“ sieht sehr schön aus! Wieso stört dich da nicht, dass Leute es verkaufen? Was haben Milena und Jan, was Ryder nicht hat?

      • Noch zur Erläuterung: bei dem Shop könnte man ja auch sagen: ach, da steckt einfach ein deutsches Unternehmen hinter den Produkten … Aber wir finden die halt toll und haben einen Job draus gemacht, die verfügbar zu machen.

      • Hmm … tja, das kommt auf der Seite nicht so durch. Ist halt der Bruch zwischen Vermutung und Realität. Vermutlich isses nicht schlimm, aber doch irgendwie enttäuschend, weil es von aussen halt eher den Eindruck einer Kulturtechnik machte. Ist halt vielleicht so, als wenn Du rausbekommen hättest, dass DDC eigentlich von einer Firma gemacht wird.

        Die vom Guten Plan tun halt wenigstens nicht so, als wäre das etwas anderes als ein Produkt.

        • Ich weiß gar nicht recht, wieso ich das verteidigen will, aber es ist keine Firma, es ist Ryder Carroll, der – um seinem ADHS sinnvoll zu begegnen – ein System ersonnen hat, um sein Leben auf die Kette zu kriegen. Dann hat er festgestellt, dass seine Freunde das System voll gut finden, hat ein Video ins Internet gestellt und ja, irgendwann dann ein Kickstarter mit Journals gemacht. Ich kann das nicht so corporate finden und finde es irgendwie schade, dass du es als Marketing abtust… It was born and then grew! :)

    • Ein klassischer Ben ?

      Wie Jan schon sagte, hat Ryder damals in einem angenehm unpolierten YouTube Video sein System gezeigt, und was mich daran seinerzeit fasziniert hatte war einerseits wie gut durchdacht das war, dafür dass es von einer einzelnen Person kam, und andererseits wie wunderbar simpel, und gleichzeitig anpassbar. Ein solides Grundgerüst, das man beliebig erweitern konnte.

      2020 wird mein 4. Journal begonnen. Ich hab für mich gemerkt, dass ich Todos nicht so gerne drin haben möchte, aber vieles, wie das Future Log, die Monatsübersicht und so weiter finde ich nützlich.

      So habe ich mir eine Art Tagebuch gebaut, die mir das Gefühl gibt, dass das Leben nicht so derbe Schnell an mir vorbeirauscht.

      Ein guter Plan ist da natürlich eine tolle Sache wenn man was für den Anfang haben möchte, aber ein BuJo ist da etwas Open Sourciger. Und das „offizielle“ unterscheidet sich von einem normalen Leuchtturm Notizbuch (das gerne genommen wird für BuJo) nur durch ein drittes Lesezeichen, ein vorgedrucktes Future Log und eine kurze Einführung was ein BuJo ausmacht.

      Sehr cool wenn man kein Buch nutzen möchte, sondern zwar Papier aber mehr Flexibilität, ist das Atoma-System gut sehr gut, sagen die Berliner Kollegen: https://www.manufactum.de/atoma-c194078/

      Lange Rede kurzer Sinn: welcome aboard your Journey, Jan :)

      • Oh, ein erfahrener BuJoist! Danke für die Willkommensgrüße und die Info, wie Ryder das seinerzeit eingeführt hat. Interessant!
        Ich habe übrigens genau so ein Leuchtturm-Buch, ein knackig gelbes zum Bauhaus Jubi. :)

      • Wir nutzen Ein Guter Plan überigens aus keinem der „bekannten“ Gründe, die für ein Bullet Journal sprechen, sondern schlicht um den Familienalltag nicht zu einem völligen Krisengebiet eskalieren zu lassen und vielleicht zu versuchen sogar irgendetwas ein kleines bisken weniger als Grenzerfahrung hinzubekommen. Gerade der Gute Plan für Familien verspricht da ja einiges

        • Ich hoffe es klappt und sortiert Sachen gut! Bei mir läuft es ganz gut, irgendwie fühlen sich meine Termine wieder nach *meinen* Aktivitäten an, aus mir heraus geboren statt auf mich einprasselnd, und ich fühle mich weniger gestresst als vorher mit allen Terminen, Woche um Woche eingeblendet, jede Woche total voll… Irgendwas klappt.

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