Jugendarbeit mit Rollenspiel

Schon seit geraumer Zeit haben wir bei meiner Arbeit eine Spielegruppe für Grundschulkinder: immer wieder gibt es in der Beratungsstelle Kinder, die im Einzelkontakt total zauberhaft sind, das können die gut, aber in Gruppe haben sie es schwer: Schule, Sportverein, da gibt es dann Konflikte oder Tränen oder Rückzug.

An anderer Stelle denke ich gerade viel drüber nach, dass das Leben von Jugendlichen wirklich nicht so toll ist. Jugendliche sind unterprivilegiert, haben wenig Rechte, eine Menge Pflichten (nichts außer dem Tod ist so bindend wie die Schulpflicht) und niemand in der Gesellschaft sagt freudevoll „Hurra, Jugendliche, euch brauchen wir!“. Ich war früher überrascht, wie positiv und nett Jugendliche reagieren, wenn man sie zum Beispiel bittet, ihre Musik im Bus leiser zu machen, mittlerweile denke ich aber: Achso, die freuen sich, dass jemand sie überhaupt als Mensch anspricht.

Aus dieser Idee heraus dachte ich dann, die brauchen auch einen guten Ort, für die bräuchte es auch eine Gruppe, vielleicht eine, in der es wichtig ist, was sie tun, in der die Welt beeinflussbar ist und sie willkommen heißt, in der sie Agency erleben können und gleichzeitig nicht alles so simpel ist wie in Fortnite, wo ja eigentlich alles schon vorgekaut ist.

Ich wollte für die gern kreativen, positiven Eskapismus.

Rollenspiel!

Überraschenderweise war das Team der Beratungsstelle ziemlich schnell angetan von der Idee, sodass ich rasch Systeme recherchieren durfte (von euren Steuergeldern! Stark!).

Ben hat mich dann auf Fate hingewiesen (komplette Regeln gibt es gratis online), und in der Tat, das taugt sehr gut, darüber schreibe ich vielleicht nochmal etwas detaillierter (wobei der Artikel bei Ben auch schon ziemlich umfassend ist). Jedenfalls gefällt mir sehr gut, wie sehr Fate einen Schwerpunkt darauf setzt, dass nichts nur hell oder dunkel ist, sondern eben kompliziert, dass Handlungen Konsequenzen haben (interessante, keine drakonischen), dass alle Spieler*innen Einfluss auf die Geschichte und die anderen Figuren haben können, und dass dieser Einfluss nicht durch Macht sondern durch überzeugende Vorschläge passiert.

Alles Sachen, die ich Jugendlichen thematisch sehr gönne!

Ein Gedanke zu „Jugendarbeit mit Rollenspiel“

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